Fundstück: Carl Louis Bargheer (1831-1902)

Dieses Konzert widmet sich den kürzlich veröffentlichten und erstmals im Druck erschienenen Liederzyklen bzw. -sammlungen von Carl Louis Bargheer (1831–1902).
Bargheer war zu seiner Lebzeit vor allem als international konzertierender Violinist bekannt, tätig als Kapellmeister am Detmolder Hof (1862–1876) sowie später als Konzertmeister der Philharmonischen Gesellschaft in Hamburg (1876–1888) und als „Lehrer für Violin- und Quartettspiel“ am Hamburger Konservatorium (1876–1887). Er hinterließ bemerkenswerte Vokalwerke, die jedoch zu seiner Zeit weder publiziert noch über andere Kanäle verbreitet wurden, so dass sie nach seinem Tod bis heute unbekannt geblieben sind. Nach der Erstveröffentlichung von Bargheers Liedersammlung IX Lieder und Balladen und von seinem Liederzyklus Wanderlieder, beide für Singstimme und Klavier, durch die Lippische Landesbibliothek in diesem und im vergangenen Jahr, werden diese Werke jetzt zum ersten Mal in dieser Form in einem Konzert aufgeführt. Auf dem Programm stehen außerdem die Fiedellieder für Bariton, Violine und Klavier, deren Erstausgabe 2012 erschien. → weitere Infos
Aufgeführt werden diese Werke von der Sopranistin Myriam Anna Dewald, dem Bariton Dieter Goffing, Kostadin Delinikolov (Herausgeber der Lieder Bargheers) am Klavier, der Konzertpianistin Hajdi Elzeser und dem Violinisten Yongchun Dou (aktueller Konzertmeister des symphonischen Orchesters des Landestheaters Detmold und damit Nachfolger Bargheers, der 1860–1862 ebenfalls Konzertmeister dieses Orchesters war – damals „Fürstlich-Lippische Hofkapelle“).
Der Eintritt ist frei. Zur Deckung der Kosten bedanken wir uns für Spenden am Ausgang.
Foto: Carl Louis Bargheer (1831-1902) © Lipp. Landesbibliothek_Mus-h 1 B 186
Carl Louis Bargheer (* 31. Dezember 1831 in Bückeburg; † 19. Mai 1902 in Hamburg) war ein Geiger, Kapellmeister, Komponist und Geigenlehrer, der 1850-1875 in Detmold tätig war.
Bargheer wurde als Sohn des Bückeburger Klarinettisten und Mitglieds der fürstlichen Hofkapelle Christian Bargheer (* 5. Januar 1807, † 29. November 1880) und seiner Frau Sophie Bargheer geb. Becker geboren. Wie sein jüngerer Bruder (Gustav) Adolf (21. Oktober 1840, † 10. März 1901) erhielt er ersten Geigenunterricht bei seinem Vater, dann beim Bückeburger Konzertmeister Lüb(ec)ke. Schon mit 17 Jahren trat er als Sologeiger auf. Im August 1849 ging er zum Geigenunterricht nach Kassel zu Louis Spohr; außerdem erhielt er Kompositionsunterricht bei Otto Kraushaar.
Auf Empfehlung Spohrs erhält er zum 1. Juli 1850 eine Anstellung als Hofmusiker an der Detmolder Fürstlichen Hofkapelle, zunächst mit einem Gehalt von 200 Rth. Fürst Leopold III. förderte Bargheer und finanzierte seine weitere Ausbildung, Geigenunterricht bei Ferdinand David in Leipzig 1851 und 1853, und Joseph Joachim in Hannover sowie weiterer Kompositionsunterricht bei Kraushaar in Kassel (1854). Mit Johannes Brahms verband Bargheer seit dessen Aufenthalt als Musiklehrer am Hof in Detmold in den Sommermonaten 1857 bis 1860 eine enge Freundschaft, ebenso mit Clara Schumann.
In den 50er und 60er Jahren entfaltet Bargheer, gefördert von seinem Fürsten, eine rege Konzertreisetätigkeit, die ihn bis nach England, Holland und Russland führte. 1856 wird er zum „Kammermusicus“, 1860 zum „Hofconcertmeister“ und 1862 nach Clemens August Kiels Entlassung zu dessen Nachfolger als Dirigent und Kapellmeister der fürstlichen Hofkapelle in Detmold ernannt; 1861 hatte er in Hamburg und Weimar Konzertmeisterstellen ausgeschlagen. In Detmold blieb Bargheer, bis die Hofkapelle 1876 nach dem Tod Leopolds III. von dessen Nachfolger Woldemar aufgelöst wurde.
1860 hatte er sich mit der Göttinger Arzttochter und Mezzo-Sopranistin Bertha Wagner (* 6. August 1838, † 8. November 1876) verlobt, die er im Juli 1861 heiratete. Das Paar bekam 3 Kinder. Bertha starb im November 1876, während die Familie ihren Lebensmittelpunkt nach Hamburg verlagerte; 1879 heiratete Bargheer Fanny Wöhler (* 10. April 1835, † 23. März 1907), eine Freundin seiner Frau und Tochter des Chemikers Friedrich Wöhler in Göttingen. In Hamburg wurde Bargheer Konzertmeister der Philharmonischen Gesellschaft (1876 bis 1888) und leitete ihre Kammermusikabende. Am Bernutschen Konservatorium in Hamburg unterrichtete er das Geigenspiel (1876–1887). In seinen letzten Lebensjahren soll er mehr komponiert haben als während seiner Virtuosen- und Dirigententätigkeit. Bargheer starb am 19. Mai 1902 in Hamburg.
Quelle: https://lippelex.de/
